Zweimal Schweden-Finnland und zurückvon Joachim Hermann, Aying-Dürrnhaar
Nach einer "Backofentour" entlang der Küste Sardiniens im Sommer
1986 zog es meinen Paddelkameraden Klaus und mich diesmal in den
kühleren Norden. Wir wollten - wie schon so mancher vor uns -
einige der zehntausend Inseln und Schären am Eingang des Bottnischen
Meerbusens zu einer Kajakreise von Schweden nach Finnland
ausnutzen.
So kalt und nass, wie er sich dann darbot, hatten wir uns den
nördlichen Sommer 1987 allerdings nicht vorgestellt. Schon die Anreise
nach Stockholm war eine "Wasserschlacht" mit Nebeleinlagen. Während
der 15 Tage, die wir auf dem Wasser waren, hat es nur an vier Tagen
nicht geregnet, und die Sonnenstunden ließen sich leicht zählen.
Trotzdem war die Fahrt durch den "Schärengarten" ein wundervolles,
unvergleichlich schönes Erlebnis, das in uns den Wunsch nach Wiederholung
(vielleicht einmal bei richtigem "Sommerwetter"?) geweckt hat.
Unsere Seefahrt begann in Skeppsdal, einem kleinen Küstenort
nördlich von Stockholm, den wir mit Hilfe der Straßenkarte ausgesucht
hatten. Bei einem Gehöft nahe am Meer konnten wir das Auto abstellen.
Straßenzugang und Rampe erleichterten das Packen und Einsetzen.
Im Schutz vorgelagerter Inseln verläuft hier die Schiffahrtslinie
Stockholm-Turku, auf der die Fähren zweier konkurrierender
Reedereien tagtäglich hintereinander herlaufen. Auch wir
folgten den roten und grünen Tonnen, um der Überfahrt nach Finnland
einige Tage entlang der schwedischen Küste vorzuschalten (mit Auto
Nachholen), damit ich meine Ausrüstung an die zu erwartenden
Bedingungen ohne Risiko anpassen konnte. Das Falt-Fahrrad auf dem
Achterdeck meines Kajaks diente dem Nachführen des Wagens.
Die erste Mittagspause am Sandstrand der Vännerö (Ö=Insel) wurde
durch einen heftigen Regenguss abrupt beendet. Später schob uns
SSW-Wind Stärke 3-4 nach Nordosten. Die Granö bot uns nach 26
Paddelkilometern einen schönen Biwakplatz zwischen mächtigen
Kiefern hoch auf einer Felsenplattform. Was tat es, daß es schon
wieder nieselte? Blaubeeren bereicherten unseren Abendtisch.
Wirklich traurig war, daß eine Flasche rheinpfälzischen Weines
(Eigengewächs von Klaus!) das Kajak wohl als zu eng empfand, zu
Bruch ging und mit ihrem unersetzlichen Inhalt einen großen Teil
seiner Ausrüstung anfeuchtete...
Elf Grad Lufttemperatur und Sonnenschein: Das war der nächste
Morgen. Wir paddelten durch die Enge von Furusund und suchten dann
eine Stelle mit Straßenzugang, um das Auto nachzuziehen. Das Dorf
Östernäs nach 21 km schien uns geeignet, doch an der "Brygga" (der
Anlegestelle) konnten wir nicht landen. Ein glücklicher Zufall
führte uns an den Steg eines Jugendheims, wo man uns auf die Frage,
ob wir hier bis zum nächsten Morgen bleiben könnten, gleich ein
Zimmer anbot. Wir zogen es vor, am Strand zu zelten. Ich schwang
mich aufs Fahrrad und strampelte nach Skeppsdal. Kaum war ich
unterwegs, da setzte heftiger Regen ein, der mich in den folgenden
vier Stunden trotz Umhang und Überhosen völlig durchweichte. Im
Auto drehte ich die Heizung voll auf, und so kam ich in Östernäs
wieder halbwegs trocken an. Doch, o Schreck: Mein Zelt hatte den
Wassermassen nicht standgehalten. Der Schlafsack war vollgesogen,
fast wie ein Schwamm. Nun mußte der Poncho als Überdach herhalten,
und es gelang mir, den Schlafsack über Nacht halbwegs
"trockenzuwohnen", obgleich es unentwegt weiterpladderte. Warum
hatten wir nur das Zimmer ausgeschlagen? Der Aufbruch am folgenden
Tage verspätete sich. Das Rad stand platt. Ich ließ mir Zeit mit
der Reparatur, um die Zelte und alles, was sonst noch feucht war,
bestmöglich trocknen zu lassen. Eine Stunde hatten wir bis Kapellskär
zu paddeln. In boshaftem Kontrast zu der graün Wolkendecke
über uns strahlte der Himmel weit voraus, im Norden, in makellosem
Blau. Doch so sehr wir auch schaufelten: Die Grenze zwischen Grau und
Blau wich schneller zurück als wir vorankamen. Bizarre Wolken
belebten den Horizont rechts von uns, über der offenen See, von der
uns noch immer der Schutzwall der vorgelagerten Inseln trennte. An
der Mündung des tief ins Land einschneidenden Norrtäljeviken
ließen wir uns zur Mittagsrast nieder. Draußen auf dem Björköfjärden
zogen bedächtige Segelyachten in geruhsamer Fahrt vorbei,
dazwischen flitzten Motorboote aller Art mit schäumender Bug- und
Hecksee, oft genug bar jeglicher Rücksicht auf uns kleine Paddler.
Es scheint, daß es in Schweden keinerlei Kennzeichnungspflicht für
Sportboote gibt - viele Motor- und auch Segelyachten tragen nicht
einmal einen Namen, sind also nicht identifizierbar. Das Bewußtsein,
incognito herumjagen zu können, mag manchen schwedischen Kapitän zu
einer ziemlich rücksichtslosen Fahrweise animieren, nach dem Motto:
Wer in unserem Revier herumpaddelt, ist selber schuld...
Der Nachmittag bot uns ein ungewohntes Schauspiel: Einige Jungen
veranstalteten mit ihren Skateboards rasante Fahrten auf der
welligen Glätte der abschüssigen Felsplatten am Ufer. Dann verbot
ein Stacheldrahtzaun das Anlanden und das Fotografieren: Poller, die
wohl zum Festmachen von Sperrketten oder Sperrnetzen gegen einen von
See angreifenden Feind dienen, waren das jedermann sichtbare
militärische Geheimnis... Wir mußten die Tagesetappe etwas strecken (na
ja, 21 km), um genügend Abstand zu der "heißen" Anlage zu gewinnen
und unverdächtig biwakieren zu können. Bei der Nordspitze der
Vätö fanden wir einen schönen Platz und hatten sogar ein
sonnenbeschienenes Abendessen. Der folgende Morgen war wieder
wolkenverhangen, und so blieb der ganze Tag. Bald erreichten wir den
Durchstich des Väddö-Kanals. Eine Schwenkbrücke und eine Klappbrücke
verbinden die vorgelagerte Region mit dem Festland; sie werden
stündlich einmal für jeweils zehn Minuten geöffnet, um Segelyachten
durchzulassen. Nördlich Älmsta verbreitert sich das Wasser
wieder. Zwei Motorboote, die ein Privatrennen veranstalteten, fuhren
uns fast über den Haufen. Kurz nördlich der Fähre, die anstelle
einer dritten Brücke die Verbindung nach Grisslehamn vermittelt,
liegt Bergby Camping. Dort legten wir an, denn es war wieder Zeit,
das Auto nachzuholen (27 Tages-km). Dreieinhalb Stunden Radfahrt
(ohne Regen!) durch eine angesichts der Küstennähe unerwartet
bergige, abwechslungsreich-schöne Landschaft (um die tiefe
Norrtälje-Bucht herum) und eineinhalb Stunden Autofahrt - das war das
"Land-Äquivalent" für zwei Tage Paddeln.
Am folgenden Tage suchten wir mit dem Auto einen günstigen
Absprungplatz für die Überfahrt nach Eckerö. Die Singö, an deren
Südküste ein passender Zeltplatz liegt, ist leider Sperrgebiet,
und der "Husvagn"-Platz in Grisslehamn gefiel uns gar nicht. So
beschlossen wir, das Auto in Bergby stehen zu lassen. Zur Abwechslung
kübelte es wieder einmal stundenlang. Wir hatten dummerweise
kein großes Zelt mit und waren, wenn wir nicht nass werden wollten,
auf unsere kleinen Biwakzelte oder auf den offenen Kochplatz des
Campings angewiesen. Bei Südwind 3 ging es am nächsten Morgen
weiter gen Norden. Nach gut einer Stunde hatten wir die Bucht
erreicht, die zum Yachthafen von Grisslehamn führt. Hier blies uns
Südost mit Stärke 4-5 entgegen, und wir hatten tüchtig zu
schaufeln. "Klaus" rief ich meinem Kameraden zu, "bei diesem Wind
fahre ich nicht über die offene See!" Er schaltete sehr rasch: "Wenn
wir uns beeilen, kriegen wir die Elfuhr-Fähre noch"! Schaufeln wie
verrückt, nach einem Landeplatz suchen, eine halbwegs geeignete
Stelle finden, anlegen (9 Tages-km), die Kajaks zur Straße
hochwuchten, auf die Bootswagen laden und losrennen - das spielte sich in
Minuten ab. "Gib mir dein Kajak und geh die Tickets kaufen!" schlug
ich vor und stiefelte mit den beiden Booten im Schlepp zur Fähre.
Man wartete wirklich, bis wir an Bord waren, dann ging die Klappe
zu. Bei der Hetze hatte der Wagen von Klaus Schaden genommen: An Bord
reparierte man ihn bereitwillig und gratis ... Die Kajaks wurden
umsonst befördert.
Die See war noch rauher als der Wind in Grisslehamn erwarten ließ:
Beinahe wäre ich seekrank geworden. Die Gischt spritzte immer
wieder über das Vordeck, bis zur Brücke hinauf. Ich war recht
erleichtert, daß wir uns den weiten Sprung nach Eckerö geschenkt
hatten. Auf dem Schiff kauften wir die Hunderttausender-Karte
"Åaland", die uns noch fehlte. Sie erwies sich dann als
unentbehrlich. Wie zum Hohn strahlte die Sonne über das sturmgepeitschte
Meer. Auf Eckerö hatte Klaus die Idee, den Weg zum Campingplatz
Hummelvik auf dem Wasser zurückzulegen. Wir einigten uns schließlich
auf den risikoloseren Landtransport (heute tut mir das leid).
Kaum hatten wir die Zelte aufgebaut, als es endlich wieder anfing zu
regnen. Vierzehn Stunden lang drosch es, was der Himmel hergab. Trotz
Überdach leckte mein Zelt und zwang mich, mit meinen Habseligkeiten
immer dichter zusammenzurücken. Welches Glück, als etwa eine Stunde
nach Sonnenaufgang am anderen Morgen der Regen versiegte... Bis wir
die Zelte halbwegs getrocknet und alles in den Bäuchen unserer
Kajaks verstaut hatten, war es halb elf und tiefhängende Wolken
zogen regenschwanger gen Norden. Wir wollten die Eckerö nördlich
umrunden, dann durch eine Kette von Fjorden und Seen, unter
Einschalten einer Umrollstrecke über Land, nach Südosten in den
Lumparn paddeln. Dort würden wir weitersehen.
Der Wind blies mit Stärke 3-4 aus Süden, und die dichten Wolken
verdunkelten den Himmel. Anfangs war es nicht leicht, die
Entfernungen zu den Landmarken richtig zu schätzen, an denen wir uns
orientierten. Ich lernte, den Wald zu taxieren, der fast überall das
Land bedeckt: Konnte man die Bäume deutlich zählen, so betrug die
Entfernung höchstens zwei Kilometer. Zeigte der Waldsaum noch
unterscheidbare Wipfel, so war er höchstens fünf Kilometer
entfernt. Auf größere Enfernung ließ sich nur noch zwischen Wald und
kahlem Land unterscheiden. Natürlich veränderten sich die
Maßstäbe, wenn die Luft dunstig oder wenn sie besonders klar war. Klaus
führte an Deck seines "Nordstern" einen Schiffskompaß. Und so
navigierten wir mit Kompaß und Hunderttausender-Karte: An jeder
"Ecke" unseres Weges schätzte ich den neuen Kurs anhand der Karte
ab. Klaus richtete sein Boot entsprechend aus und gab an, auf welche
- möglichst weit entfernte - Landmarke sein Bug zeigte. An solchen
Marken ist im Åaland-Archipel wahrlich kein Mangel. Dann fuhren wir
auf die vereinbarte Landmarke zu, ohne den Kompaß weiter zu
beachten. Wenn möglich, benutzten wir zwei hintereinander liegende
Marken in der vorgegebenen Richtung und stellten unseren Kurs so ein,
daß diese Landmarken sich nicht seitlich gegeneinander verschoben.
So steuerten wir bei Seitenwind gleich den erforderlichen
Vorhaltwinkel mit. Gelegentlich verzichteten wir bewußt darauf, Vorhaltkurs
zu fahren: Etwa, wenn zu erwarten war, daß der Wind voraus in einer
anderen Richtung wehen würde: Er wird durch jede - auch durch eine
sehr flache - Küste so abgelenkt, daß er annähernd parallel zum
Ufersaum bläst...
Getreu dem Rat eines erfahrenen Åaland-Paddlers: "Auf den Åalands
müßt ihr 'abhaken', um euch zurechtzufinden" zählten wir die
Inseln und Landspitzen, die wir passierten, die Buchten und Fjorde.
Die Hunderttausender-Karte lag wassergeschützt in einer Klarsichthülle
oben auf der Spritzdecke, solange es nicht allzusehr stürmte.
So haben wir uns in dem zunächst recht verwirrend anmutenden
Labyrinth nie ernstlich verfahren. Nördlich der Eckerö gingen wir
auf Ostkurs ins Skröbjörköfjärden, dann auf Nordkurs ins
Västerfjärden - der Südwind half kräftig mit, und wir kamen etliche Male
ins Surfen -, dann war höchste Zeit zur Mittagspause. Mit Ost-,
später OSO-Kurs fuhren wir auf Bastö zu und schlängelten uns dann
ins Orrfjärden. Hier erwarteten wir die erste Portage und suchten
das gegenüberliegende Ufer nach der günstigsten Landestelle ab. Die
Bucht nördlich Kungsholm schien uns geeignet. Schon überlegten wir,
welchen der Bootsstege wir benutzen sollten, da entdeckte Klaus die
Strömung in einem schräg abgehenden Kanal, der ins Lillfjärden
führte: einmal Umtragen gespart...
Der Übergang vom Lillfjärden ins Vandöfjärden war ähnlich
versteckt: Hohes Schilf nahm uns die direkte Sicht, so daß wir in
eine Sackgasse gerieten. Dann aber fanden wir den richtigen Kanal.
Einem einsamen Angler, der im Vandöfjärden mit seinem Motorboot
kreuzte, folgten wir und sprachen ihn an, als er gelandet war: Nach
der Karte müßte es einen ganz kurzen Weg über Land zum
Ödkarbyviken geben. Der sei sicher nicht benutzbar, meinte er, und
auf der Straße sei die Umrollstrecke sehr weit. Um uns zu zeigen,
wie lang sie war, bat er mich in sein Auto und fuhr mit mir die zwei
möglichen Varianten ab, die sich zu einem Rundkurs von etwa acht
Kilometern schlossen. Aber was sind schon vier Kilometer Karren für
einen richtigen Wanderpaddler? Schließlich fragte ich ihn, ob wir
auf seinem Grund zelten dürften. Bereitwilligst gab er uns die
Erlaubnis, zeigte uns den besten Platz, ein ebenes Stückchen Wiese
nahe am Ufer und verabschiedete sich mit "Good night!" (Er wohnte
ein ganzes Ende entfernt). So hatten wir nach 33 km einen
freundlichen Menschen und einen guten Biwakplatz gefunden. Was machte es
aus, daß es schon wieder regnete? Mit 13 Grad war der nächste
Morgen kühl, trübe und nieselig. Unser Gastgeber besuchte uns noch
einmal, wünschte uns gute Reise, als wir mit den Kajaks im Schlepp
loszogen. Die Straße zum Ödkarbyviken führte über einen Hügel;
am Straßenrand wuchsen Walderdbeeren in Mengen (wie übrigens an
vielen Stellen auf Åaland!), so daß wir ein ums andere Mal
anhielten, um die köstlichen Früchte zu pflücken. Am Freibad
"Notplan" könne man am besten einsetzen, war uns geraten worden: das
stimmte. Wir paddelten nach Süden, betrachteten das Wrack eines
großen Holzschiffes, das am Ufer lag und genossen die lebhafte
Landschaft, durch die sich das manchmal kaum fünfzig Meter breite
Gewässer schlängelte. Abweisende Felsen wechselten ab mit grünen
Matten, mit Wald, mit heimelig außehenden Häuschen am Ufer. Voraus
schwamm ein Tier mit erstaunlicher Geschwindigkeit über das Wasser:
eine Elchkuh. Die Brücke, welche die Engstelle zwischen Haraldsby
und Godby überspannt, kam gerade recht, um uns Schutz vor einem
Platzregen zu gewähren - wir wollten die Karte im Trockenen
studieren. Die Sicht reichte nur wenige Kilometer weit, und so
hielten wir uns an den markierten Seeweg. An der Tingön bogen wir
links ab, hielten Mittagsrast in einer windgeschützten Bucht, legten
die Schwimmwesten an. Dann stürzten wir uns ins "Gewühle",
verließen den letzten Windschutz, die Stora Blixtören. Im Lumparn
blies ein steifer Südost; Brecher rollten von rechts heran,
glänzten in der Sonne, die nun strahlte. Klaus gab letzte
Instruktionen: Falls einer kentert, parallel heranfahren, Paddel quer
'rüberlegen, damit der Gekenterte sich daran hochziehen kann. Der
"Ernstfall" blieb uns erspart.
Anfangs machte mir der Ritt über die steilen, hohen Querwellen zu
schaffen. Dann aber gewann der Spaß am Kräftemessen mit der Natur
die Oberhand: Kein ängstlicher Blick mehr nach links, wo das Land
lag, hier einladend, dort abweisend. Weit draußen, unter der Sonne,
die graün Schatten der Inseln Lumparland und Lemland, die das
große Binnenmeer begrenzen. Die nördlichen Ausläufer von
Lumparland schatteten den Wind mehr und mehr ab, das Meer wurde ruhiger. In
herrlichem Grün erstrahlten die frischgewaschenen Wälder von
Mickelsö und Kalvholm. Zwei neugierige Ziegen verfolgten uns am
Ufer. Anders als die Yachten, die auf Südostkurs durch den Angelösund
ins Österfjärden segelten, umrundeten wir Svartholm nördlich
und hielten dann mit Südostkurs auf die Bergö zu. An deren Südküste
fanden wir nach 40 Paddelkilometern eine wunderschöne Bucht
mit flach aus dem Wasser aufsteigenden Felsen. Der Waldboden dahinter
bot ideale Zeltbedingungen. Die Abendsonne strahlte. Einzig die
Mücken trotzten dem kräftigen Südwind und störten uns. In der
Nacht erschreckte uns ein Elch mit Gebrüll und Hufgetrampel. Kalt
lief es mir den Rücken hinab, so nahe war er. Nach einer Weile
trollte er sich, um etwa eine Viertelstunde später zurückzukehren,
zu brüllen und zu trampeln. Wir hatten ihm wohl den Weg zur Tränke
verbaut.
Am Morgen strahlte die Sonne wieder. Doch dann zogen Nebelschwaden
heran, tauchten das Meer und die Inseln in wattiges Grau. Die
Navigation durch diese fremdartige Welt war schwierig. Dazu trug
bei, daß die etwas summarische Unterscheidung zwischen kahlen und
waldbedeckten Schären in der Landkarte oft der Wirklichkeit zu
widersprechen scheint. Nach einer Stunde hob sich der Nebel, und wir
konnten mit klarer Sicht weiterpaddeln. Wir fuhren zwischen Stackskär
und Löng-skär durch, gingen auf ONO-Kurs, ließen Mosshaga
links liegen und hielten dann, im Meeresarm "Teili" allmählich auf
Nordkurs gehend, auf die Westküste von Seglinge zu. Der Wind hatte
gedreht und blies mit zunehmender Stärke aus Norden. Fast endlos
dehnte sich Seglinge; immer höher wurden die Wellen, gegen die wir
anpaddelten. Endlich war die Nordspitze der Insel erreicht, und nun
ging's auf Ostkurs, quer zu den von links anrollenden Wogen auf die
Südspitze von Ådö zu. Wieder mußte sich das extrem schmale
Ruderblatt bewähren, das ich meinem "Appel-Eski" anstelle des
großen Original-Ruders verpaßt hatte: Es hat die Prüfung
bestanden. Um halb drei gingen wir am Yachthafen Remmarhamn auf
Kumlinge an Land. Klaus erbot sich, einkaufen zu gehen - wir
brauchten nicht nur Brot, sondern auch die Anschlußkarte zu unserem
Blatt Åaland. Leider war diese Karte nirgends aufzutreiben. Was tun?
Im Vertrauen darauf, daß die notwendigen Karten vor Ort bestimmt zu
kaufen seien, hatten wir überhaupt keine Karte dabei, die bis Turku
reichte. Ich kam schließlich auf die Idee, eine der Segelcrews, die
hier ankerten, um Rat zu fragen. Schon bei der ersten Yacht hatten
wir Erfolg. Wir konnten zunächst ihre Seekarten studieren. Dann fiel
dem Kapitän ein, daß er noch ein Hafenverzeichnis aus dem Vorjahr
an Bord hatte, in dem das gesamte Gebiet im Maßstab 1:400.000
enthalten war. Mit dieser "Karte" konnten wir uns nach Turku
durchfranzen. Am späten Nachmittag paddelten wir noch ein Stück
weiter, erst durch einen Kanal an Ljungarsholm entlang, dann zur
Südostspitze der Bärö (34 Tages-km). Sorgfältig suchten wir den
Platz, auf dem wir zelten wollten, nach Elchspuren ab - wir wollten
nicht noch einmal ein "Wecken" riskieren. Als Trinkwasser diente uns
- wie schon an manchem Tag zuvor - das Regenwasser, das wir in
flachen Felsenmulden fanden. Zum Nudeln- oder Reiskochen gebrauchten
wir das kaum salzige Meerwasser. Kaum hatten wir zu Abend gegessen,
da begann es wieder zu regnen, und es goss die ganze Nacht...
Gegen zehn Uhr endlich hatte Petrus Mitleid mit uns. Wir trockneten
die Zelte und stachen um zwölf Uhr in See. "Ost- bis Ost-Nordostkurs"
war die Richtung, die wir nun bis in die Nähe von Turku
beibehalten sollten. Bei Sonnenschein fuhren wir ins Lappvesi ein,
parallel zur Schiffsroute. Nach zwei Stunden gingen wir mitten im
Meer auf einer namenlosen Schäre an Land, um zu Mittag zu essen und
noch einige Ausrüstungsteile in Sonne und Südwind zu trocknen. Bei
einem kleinen Spaziergang über das Felseneiland erstaunte mich die
Vielfalt der Pflanzen und Blumen, die sich hier angesiedelt hatten.
Wir winkten der weißen Fähre zu, die in kurzem Abstand vorbeiglitt.
Eine Minute später mußten wir zum Wasser rennen, um die Kajaks vor
ihren meterhoch auflaufenden Wellen in Sicherheit zu bringen... Wie
an fast jedem Nachmittag frischte der Wind auf: Die Karte mußte
unter Deck. Der Inselhaufen westlich Asterholma machte mich unsicher:
Welchen der vier, fünf Durchlässe hatten wir denn nun erwischt?
Asterholma mit ihrer unübersehbaren Besiedelung verschaffte uns
wieder Gewißheit. An ihrer Südostspitze vorbei paddelten wir in den
Meeresarm Kihti, der die Ostgrenze der autonomen Region Åaland
bildet. Voraus wartete die Durchfahrt zwischen Immaskär und
Hjortron-skär auf uns ("Hjortron" ist der schwedische Name der
Multebeere - hätte ich die Karte auf Deck gehabt und den Namen lesen
können, wäre diese Insel sicher unser Landeplatz geworden... ). Der
Seegang im Kihti war mäßig - vielleicht hatten wir uns auch schon
am rauheres Wasser gewöhnt. Es wurde sechs Uhr und trotz Sonnenschein
war es kühl. Wir begannen nach einem Platz für die Nacht zu
suchen. Keine der vielen Schären, an denen wir entlangglitten, bot
etwas Passendes: Entweder gab es keine Landemöglichkeit, und wenn
doch, dann war das Inselchen bewohnt. Endlich fanden wir am Südufer
der Äpplö nach 26 km einen windausgesetzten Platz. Die Zelte
mußten wir weiter oben aufbaün und alles hundert Meter weit über
zerklüftete Felsen tragen. Doch war dieses Biwak mindestens ebenso
schön wie viele andere: Der kalte Südwind hielt uns die Mücken
halbwegs vom Leibe, und wir konnten die Sonne einmal untergehen
sehen...
Uber Nacht hatte der Wind erneut gedreht, wehte mit Stärke 4-5 aus
NW. Der Himmel war trübe, als wir lospaddelten, ONO-Kurs auf
Ytterstö und Österholm nahmen. Nun war unsere Hunderttausender-Karte
zu Ende. Um keinen Navigationsfehler zu riskieren, landeten wir
an der Südküste von Österholm, legten die Landmarken fest, nach
denen wir unseren Ostkurs für die nächsten Stunden zu steuern
hatten. An einer kleinen Insel nahe Heinlot hielten wir Mittagsrast.
Dann fuhren wir auf einen Meeresarm zu, den der steife Nordwest
tüchtig aufwühlte. Zu allem Überfluß begann es zu regnen. Wir
landeten, zogen Neopren an und die Schwimmwesten über. Draußen
fegte der Sturm die Gischt über die Klippen. Das jenseitige Ufer war
wohl eine Paddelstunde entfernt. Trotzdem wollten wir die Überfahrt
versuchen. Mit flauem Gefühl im Magen fuhr ich in die von links
heranrollenden, meterhohen, steilen Wellen ein. Wenn Klaus in einem
Wellental war, konnte ich ihn nicht sehen. Würden wir einander
retten können, wenn einer kenterte? Nach zehn Minuten - wir befanden
uns nun im Bereich des vollen Seeganges - winkte ich Klaus zu: Ich
will umkehren! Ich traute mir die volle Stunde Paddeln in dem
kochenden Element einfach nicht zu. Wenden gegen den Wind, zurückfahren
in der nun von rechts anrollenden See: Diese zehn Minuten sind
mir noch "wilder" in Erinnerung. Ich atmete auf, als wir endlich in
den Windschutz der Insel zurückkehrten, von der wir gestartet waren.
Wir beschlossen, für heute aufzuhören. Es goss in Strömen, wir
hatten 26 Kilometer gepaddelt, und so suchten wir nach einer
passenden Bleibe - vielleicht könnten wir uns den Zeltbau bei diesem
Sauwetter sparen? Wir fuhren die ganze Insel entlang, fanden keinen
Landeplatz. Am Westufer gab es ein Sommergrundstück, voll dem Sturm
zugewandt. Die Landung gestaltete sich schwierig. Unter dem Vordach
des Hauses konnten wir zur Not trocken biwakieren. Das Grundstück
war sehr buckelig, das Ufer abschüssig. Mir fiel ein, daß wir kurz
vor der Einfahrt in den Meeresarm an einem Gehöft mit Steg
vorbeigekommen waren. Dort könnten wir nach einem trockenen Plätzchen
für die Nacht fragen. Also stiegen wir - schon reichlich durchnäßt
- wieder in die Kajaks und paddelten nach Osten. Nach zwanzig Minuten
landeten wir am Steg des Hofes. Ich ging zum hundert Meter entfernten
Wohnhaus: verschlossen, kein Mensch daheim... Was tun? Die Sauna war
offen, sehr schön eingerichtet - sollten wir da eindringen? Beim
Steg gab es einen Schuppen: Der schien uns angemessener, wenigstens
solange die Anwohner weg waren. Drinnen war es finster, sobald man
die Tür schloß (und die mußte zu bleiben, damit es nicht in
Strömen hereinregnete). Das vernagelte Fenster "öffneten" wir durch
Abreißen eines Bretts. Dann räumten wir auf, um Platz für unsere
Habseligkeiten zu gewinnen, eine Wäscheleine zu spannen. Als alles
tropfend umherhing, kochten wir unser Abendessen. Es wurde allmählich
dunkel. Noch immer waren unsere unfreiwilligen Gastgeber nicht
zurückgekehrt. Ich hatte trotz unserer kümmerlichen "Karte"
herausbekommen, daß wir uns auf der Insel Hevonkack befanden (welch
passender Name!). Wie lange würde uns das Sauwetter hier festhalten?
Wir hatten uns gerade zur Ruhe gebettet, als ein Motorboot anlegte.
Also: aufstehen, Kerze anzünden, eine Entschuldigung für unser
Eindringen zurechtstoppeln, die Tür einen Spalt weit öffnen (noch
immer schüttete es). Ein junger Mann kam als erster herauf. Ich
sprach ihn mit meinen paar Brocken Finnisch an. Seinem Wortschwall
konnte ich nur entnehmen, daß er hier nicht wohne. Ob er englisch
spreche? Nein, aber einer der anderen spreche gut englisch. Der kam
denn auch herauf, schwankend, mit einer Flasche "Kosken Korva", dem
finnischen Wodka, unterm Arm. "We have a big problem" dröhnte er,
indem er uns zu trinken anbot, "do you have any idea where we are?"
Wir hatten nicht nur eine Idee, sondern wir wußten es genau. Der
dritte Mann, so bedudelt wie die beiden anderen, brachte die
Seekarten herauf, die studierten wir gemeinsam - wir, um uns den Weg
nach Turku einzuprägen, die anderen, um zu sehen, wie sie nach
Iniö kämen, ihrem eigentlichen Ziel. Zu allem war ihnen das Benzin
ausgegangen, und sie bedienten sich aus dem Vorrat, den sie im
Schuppen vorfanden. Wie schon zuvor wir, so schrieben sie einen
Zettel für die Anwohner und hefteten ihn mitsamt einer reichlich
bemessenen Menge Geld an die Wand. Sie verabschiedeten sich mit dem
Versprechen, bei uns zuhause anzurufen und mitzuteilen, daß wir
wohlauf seien. Wir waren zu müde, um abzuwarten, bis die drei
Navigationskünstler den Motor ihres Bootes in Gang bekamen, und
lachten uns in den Schlaf. "Do you have any idea...?" wurde unser
geflügelter Spruch seit jenem Abend. Am Morgen waren sie fort.
Mögen sie in Iniö heil gelandet sein. Das Versprechen, anzurufen,
haben sie vergessen... Der Morgen dämmerte, und der Regen hatte
aufgehört, der Wind war abgeflaut. Kurz nach sieben starteten wir
(diesmal brauchten wir kein Zelt zu trocknen). Der Meeresarm, der
sich gestern so wild gezeigt hatte, lag nur leicht gewellt da. Wir
zogen tüchtig durch und erreichten die Inselgruppe südlich
Pakinainen schon nach vierzig Minuten. Die Sicht war mäßig, hin
und wieder zog ein kurzer Nieselschauer über das Meer, und wir
mußten auf Motorboote aufpassen (es war Samstag), die uns vielleicht
nicht rechtzeitig erkennen konnten. Über den nächsten Meeresarm
ging es, südlich an der Insel Taipalus entlang. Voraus lagen wieder
einmal mehrere Durchfahrten nebeneinander. Welche hatten wir nun
erwischt? Wir fragten an einem Bootssteg: Rechts von uns lag Iso
Maissaari (iso=groß, saari=Insel). 25 km seien es noch bis Turku.
Das schmale Fahrwasser, dem wir nach Osten folgten, belebte sich
immer mehr: Die Finnen ließen sich das Wochenende nicht durch
trübes Wetter nehmen.
Nahe der Fähre zur Insel Airismaa war es Zeit zur Mittagspause. Und
dann wartete die gefährlichste Überfahrt auf uns: das Airisto, in
dem alle Seewege nach Turku und Naantali gemeinsam verlaufen. Rasmus
hatte erneut Luft geholt und blies mit Stärke 4-5 aus Norden, genau
längs durch die Meerenge und quer zu unserem Kurs. Klaus erzählte
später, er habe auf mein Signal zum Umkehren gewartet. Aber heute
war mir nicht nach Umkehren. Als ich sah, daß ich mit Wind und
Wellen zurechtkam, erfaßte mich ein euphorisches Lebensgefühl.
Selten habe ich eine Seefahrt so genossen wie die Überquerung des
Airisto. Der Schiffsverkehr erwies sich als nicht so dicht wie
befürchtet. Nach drei Viertelstunden erreichten wir die Ausläufer
von Satava. Das Wasser nahm eine trüb-gelbliche Färbung an, das
Schilf am Ufer wurde immer dichter: Wir näherten uns unzweifelhaft
dem Festland. Allmählich begriffen wir aber auch, daß Turku weiter
entfernt war als erwartet. Wir hatten 37 km hinter uns; Klaus
meinte, es sei Zeit, aufzuhören. Die dichte Besiedelung der Ufer
ließ freies Zelten nicht zu. Also fragten wir nach dem nächsten
Campingplatz: Der befand sich - von uns aus gesehen - noch jenseits
der Stadt, auf der Insel Ruissalo. Die beiden jungen Surfer, die wir
gefragt hatten, wiesen auf das Freibad von Satava, das bereits
geschlossen war und einladend am Ufer auf uns zu warten schien.
Niemand würde Anstoß daran nehmen, daß zwei Kanufahrer dort eine
Nacht zubrächten. Wir richteten uns im Umkleideraum häuslich ein,
kochten unser Abendessen und legten uns auf die schmalen Bänke zur
Ruhe. Mitten in der Nacht beförderte mich eine ungeschickte
Bewegung zu Boden. Ich zog es vor, unten auf dem Lattenrost
weiterzuschlafen.
Am Abend hatte mein Herz plötzlich keine Lust mehr gehabt, regelmäßig
zu schlagen. Das war früher schon gelegentlich vorgekommen,
hatte sich aber bisher spätestens nach ein paar Stunden wieder
normalisiert. Dieses Mal war es anders. Am Morgen war der Rhythmus
noch immer gestört. Sieben Kilometer nach dem Start stand ich vor
einem Kollaps und bat Klaus, abzubrechen. Am nächsten Bootssteg
legten wir an. Klaus sicherte die Kajaks, ging dann zu dem Haus
hinauf, zu dem der Steg gehörte. Die überraschte Hausfrau war
sofort bereit, uns nach Turku ins Krankenhaus zu fahren. Bis alle
Formalitäten erledigt waren und ich in der Erste-Hilfe-Station
behandelt wurde, war es Mittag. Nach vier Stunden war die
Herztätigkeit wieder in Ordnung. Der nette Arzt riet mir dringend, das
Langstrecken-Paddeln in Zukunft zu lassen. Ich sollte lieber
radfahren, meinte er... Unsere Gastgeber und Helfer holten mich mit
größter Selbstverständlichkeit vom Krankenhaus ab, bewirteten uns
und ließen uns auf ihrem Grund zelten. Natürlich regnete es am
Abend endlich wieder. Weil wir früh aufstehen wollten, um die
Morgenfähre nach Schweden zu erreichen, nahmen wir gleich Abschied.
Am Morgen regnete es immer noch. Schnell hatten wir gefrühstückt,
alles gepackt und konnten einsetzen. Sieben Kilometer lagen vor uns.
Bei schönem Wetter hätten wir sicher einen Tag angehängt, um die
Stadt zu besichtigen. Der Regen war dagegen. Im Hafen von Turku
mußten wir eine Weile suchen, bis wir an der Mündung des Aurajoki,
nur wenige Schritte vom Fährkai entfernt, eine zerfallene Stelle in
der Uferbefestigung fanden, an der wir landen konnten. Schnell waren
die Kajaks auf die Bootswagen geladen, und wir reihten uns in die
Schlange der Fahrzeuge ein, die nach Schweden wollten. Unsere Boote
brachten das hübsche Mädchen an der Kasse in große Verlegenheit:
Solche Gegenstände standen nicht im Tarif. Unsere Behauptung, daß
sie gratis befördert werden, wollte sie nicht einfach glauben. Sie
mußte mehrere Male telefonieren, bis sie von der Direktion die
Bestätigung bekam: Die Kajaks kosten nichts...
Ich hatte mich soweit erholt, daß wir beschlossen, in Mariehamn
auszusteigen und von dort nach Eckerö zu paddeln. Klaus hatte in
Grisslehamn Rückfahrtickets gekauft - warum sollten die verfallen?
So setzten wir im Mariehamn dicht neben dem Fährkai unsere Boote
wieder ein. Am Nachmittag kamen wir bei freundlichem Wetter noch bis
zur Südwestecke der Hauptinsel (14 km). Am nächsten Morgen
rutschten wir bei fast heiterem Himmel in unseren Kajaks von den
flachen, glatten Felsen ins ruhige Wasser. Fünf Stunden später
landeten wir nach 21 km nahe der Straße von Eckerö nach Storby, am
Ende des tiefen Torpfjärden. Die steile Böschung zwischen der
alten Schule und einem Sägewerk forderte noch einmal alle Kräfte.
Von vielen süßen, dicken Walderdbeeren am Rande des Weges zur
Hauptstraße ließen wir uns gern ein wenig aufhalten, wir hatten
genug Zeit bis zur Abfahrt unseres Schiffes. Auf den Bootswagen
rollten wir die Kanus die paar Kilometer zum Fährhafen von Storby.
Was den Lademeister bewog, uns in dem halbleeren Schiff mit den
Kajaks auf das obere Wagendeck zu scheuchen, das blieb uns
verborgen. Der Himmel wurde immer blauer, während wir nach
Grisslehamn rauschten. Dort kannten wir den Weg zum Yachthafen ja
bereits; ja, wir fanden noch eine bequemere Einsetzstelle als vor
neun Tagen. Einem jungen schwedischen Paar, das gut deutsch
verstand, begegeneten wir zweimal: beim Einsetzen und später bei
der Paddelfahrt nach Bergby (9 km), die in strahlendem Sonnenschein
vor sich ging. Dort, in Bergby, konnten wir das Auto wohlbehalten in
Empfang nehmen. Jetzt, wo wir dem Meer und den Inseln den Rücken
gekehrt hatten, schien es, als wollte Petrus uns mit Himmelsblau und
heisser Sonne verspotten... Aber wir werden wiederkommen: Dann
werden wir die Fahrt von Schweden nach Finnland und zurück bei
herrlichem Sommerwetter wiederholen!
Joachim Hermann
Leider war es mir (Sven Hörberg) nicht möglich den Autor dieses interessanten
Reiseberichts ausfindig zu machen. Da ich den Bericht irgendwann einmal
aus irgendeiner Mailbox gezogen habe, denke ich, daß man diesen Bericht der interessierten
Internetgemeinde nicht vorenthalten sollte und hoffe auf sein Einverständnis diesen
Reisebericht hier zu zeigen.
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